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Investoren und zulässige Assetklassen gemäß KAGB und AIFMD – Teil 1

Teil 1: Regulatorische Grundlagen und Anlegerklassifizierung

Im Vorgänger-Blog wurde das Thema Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) und Alternative Investment Fund Managers Directive (AIFMD) in einer ganzen Reihe von kürzeren Artikeln beleuchtet, als das Gesetz gerade neu eingeführt wurde. Heute, einige Jahre später, hat sich das regulatorische Umfeld weitgehend etabliert, und viele praktische Fragen konnten geklärt werden. Daher erscheint es nun zweckmäßig, das Thema zu konsolidieren und in dieser Artikelreihe zusammenfassend abzuhandeln, um ein umfassenderes Bild zu geben.

Disclaimer:

Dieser Artikel dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Rechts-, Steuer- oder Finanzberatung dar. Die Informationen sollten vor Entscheidungen individuell geprüft werden.
Titelgrafik KAGB
Titelgrafik KAGB

1. Relevanz von KAGB und AIFMD für Private Market Investments

Private Market Investments (PMI) – insbesondere Beteiligungen an Private Equity, Infrastruktur, Private Debt oder Immobilien – erfahren anhaltend starkes Interesse. Gleichzeitig sind Anbieter und Investoren dieser Anlageformen an strenge regulatorische Vorgaben gebunden, die maßgeblich durch das deutsche KAGB und die europäische AIFMD definiert werden. Diese Regelwerke sind nicht nur für die aufsichtsrechtliche Zulassung und den Betrieb von Fonds relevant, sondern bestimmen fundamental:

  • Welche Investoren in welche Arten von Fonds investieren dürfen (Anlegerklassifizierung).
  • Welche Produkteigenschaften und Vertriebsvorschriften einzuhalten sind.
  • Welche Anlegerschutzstandards für die verschiedenen Investorengruppen gelten.

Ein klares Verständnis dieser Regeln ist für alle am PMI-Markt Beteiligten – AIFMs, Vertriebsdienstleister, Fondsadministratoren und Investoren – essenziell.

2. Regulatorische Grundlagen: Überblick über KAGB und AIFMD

AspektKAGB (Deutschland)AIFMD (Europäische Union)
ZielSchutz der Anleger, Stabilität der Finanzmärkte.Harmonisierung der Regulierung für Verwalter alternativer Investmentfonds in der EU.
AnwendungsbereichVerwaltung, Strukturierung und Vertrieb von Investmentvermögen in Deutschland.Verwaltung (ab definierten Schwellenwerten) und EU-weiter Vertrieb alternativer Investmentfonds (AIFs) durch EU-AIFMs.
Primär geregeltSpezifische Anforderungen an deutsche KVGen und in Deutschland aufgelegte Fonds, Unterscheidung OGAW/AIF, Publikums-AIFs vs. Spezial-AIFs, Anlegerschutz auf nationaler Ebene.Aufsichtsregime für AIFMs (Zulassung/Registrierung, Governance, Risikomanagement), Verhaltenspflichten, Transparenz- und Berichtspflichten, Bestimmungen für Drittstaat-AIFMs, Cross-Border-Marketing.
WechselwirkungDie AIFMD wird in Deutschland maßgeblich durch das KAGB umgesetzt. Nationale Besonderheiten und Ergänzungen (wie semiprofessionelle Anleger) bleiben daneben bestehen.
Tabelle: Überblick KAGB und AIFMD im Vergleich

Das 2013 in Kraft getretene KAGB integrierte die Vorgaben der AIFMD in deutsches Recht und schuf gleichzeitig ein umfassendes nationales Regelwerk für alle Arten von Investmentvermögen. Es unterscheidet zwischen Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren (OGAW) und allen anderen Fonds, den Alternativen Investmentfonds (AIFs).

AIFs unter dem KAGB werden primär in zwei Kategorien eingeteilt, die sich fundamental hinsichtlich Zulassung, Vertrieb und Zielanlegern unterscheiden:

  • Publikums-AIFs: Grundsätzlich für Privatanleger konzipiert und daher besonders streng reguliert (z.B. hinsichtlich Risikostreuung, Liquiditätsmanagement, Produktgenehmigung durch BaFin).
  • Spezial-AIFs: Ausschließlich für professionelle oder semiprofessionelle Anleger konzipiert, weniger strenge Vorgaben bei Assetklassen und Produktgestaltung, dafür Fokus auf Anlegerschutz über Anlegerqualifikation und Transparenz gegenüber Aufsicht und Großanlegern. PMI-Fonds (Private Equity, Immobilien Spezial-AIFs, Infrastruktur, Private Debt etc.) werden typischerweise als Spezial-AIFs aufgelegt.

Die AIFMD selbst harmonisiert primär die Anforderungen an die Verwalter (AIFMs) und den grenzüberschreitenden Vertrieb (EU-Passport). Sie stellt einheitliche Standards für Management, Risikocontrolling, Bewertung und Reporting (z.B. AIFMD Annex IV) auf.

3. Definition und Kategorisierung der Investoren

Die Einordnung eines potenziellen Investors in eine der im KAGB und der AIFMD definierten Kategorien ist der erste und entscheidende Schritt im Vertriebsprozess eines Investmentvermögens, da sie die zulässigen Fondsarten und den Umfang des notwendigen Anlegerschutzes festlegt:

AnlegergruppeDefinition (nach KAGB / AIFMD)Primär zugelassene AIF-ArtenGrad des Anlegerschutzes
PrivatanlegerJede natürliche oder juristische Person, die weder professioneller noch semiprofessioneller Anleger ist (§ 1 Abs. 19 Nr. 31 KAGB).Publikums-AIFs (stark eingeschränkter Zugang zu AIFs mit bestimmten Strategien).Hoch (strikte Produkt- und Vertriebsvorgaben).
Semiprofessionelle AnlegerSpezifische deutsche Kategorie: Erfüllt bestimmte Kriterien, wie Mindestanlage (≥ 200.000 €) und schriftliche Erklärung, dass man sich der Risiken bewusst ist, ggf. Nachweis von Sachkunde (§ 1 Abs. 19 Nr. 33 KAGB).Spezial-AIFs, unter bestimmten Auflagen (siehe Teil 3 auch Publikums-AIFs mit besonderen Risiken).Mittel (weniger strikte Produktvorgaben, aber Anforderungen an Anlegerqualifikation).
Professionelle AnlegerKreditinstitute, Versicherungen, Großunternehmen (die bestimmte Kriterien bei Bilanzsumme, Umsatzerlösen etc. erfüllen), institutionelle Investoren, die als solche zugelassen sind (§ 1 Abs. 19 Nr. 32 KAGB; basiert auf MiFID II).Alle AIF-Arten (Spezial-AIFs und Publikums-AIFs).Gering (hohe Eigenverantwortung).
Tabelle: Kernkategorien der Investoren nach KAGB / AIFMD

Die Kriterien zur Einstufung sind im KAGB (und der zugrundeliegenden MiFID II bzw. der AIFMD) detailliert geregelt und müssen vom vertreibenden Unternehmen (z.B. der KVG oder einem Finanzanlagenvermittler) im Rahmen des Onboarding-Prozesses sorgfältig geprüft und dokumentiert werden (Anlegerklassifizierung).

Im nächsten Teil werden die prinzipielle Zugänglichkeit verschiedener Private Markets Assetklassen für die definierten Anlegergruppen sowie die damit verbundenen Mindestvorgaben, Beschränkungen und Schutzmechanismen analysiert.