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Cloud-Strategie im Private Markets: Public, Private oder Hybrid?

In einer Welt wachsender Datenmengen, strenger Regulierung und komplexer Reporting-Anforderungen ist die Wahl der IT-Infrastruktur erfolgskritisch. Für General Partner (GP) und Limited Partner (LP) ist eine durchdachte Cloud-Strategie längst keine Option mehr, sondern eine strategische Notwendigkeit. Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wie und wann die Transformation stattfindet, um wettbewerbsfähig und compliant zu bleiben. Dieser Artikel beleuchtet die Cloud-Modelle und liefert eine Matrix zur strategischen Entscheidungsfindung.

Haftungsausschluss: Dieser Artikel dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine rechtliche, technische oder anlagebezogene Beratung dar. Vor strategischen Entscheidungen wird eine individuelle Prüfung durch qualifizierte Experten empfohlen.

Cloud Strategie
Titelbild Cloud Strategie

Regulatorische Treiber: Der doppelte Druck durch DORA und AIFMD II

Um die richtige Entscheidung zu treffen, ist es entscheidend, die unterschiedlichen Stoßrichtungen der zentralen Regulierungen zu verstehen. Viele Marktteilnehmer übersehen diese Nuance: Die beiden Treiber ergänzen sich und erhöhen den Druck aus verschiedenen Richtungen.

  • DORA agiert als Katalysator für die operative Resilienz. Der Fokus liegt auf der technischen Widerstandsfähigkeit der gesamten digitalen Infrastruktur gegen Störungen und Angriffe.
  • AIFMD II agiert als Wächter über die Substanz und Kontrolle bei Auslagerung. Der Fokus liegt auf der Governance und der Sicherstellung, dass der Asset Manager trotz Delegation an einen Cloud-Anbieter die volle Kontrolle und Verantwortung behält.

Die drei Cloud-Modelle im strategischen Vergleich

Public Cloud: Maximale Skalierbarkeit und Innovation

  • Vorteile: Nahezu unbegrenzte Skalierbarkeit, Pay-per-Use-Modell (wandelt Investitionskosten/CAPEX in Betriebskosten/OPEX), schneller Zugriff auf innovative Services (z. B. KI/ML).
  • Nachteile: Potenzieller Vendor-Lock-in, Bedenken bei Datensouveränität und erhöhter Governance-Aufwand, um die Substanzanforderungen der AIFMD II zu erfüllen.

Private Cloud: Maximale Kontrolle und Compliance

  • Vorteile: Volle Kontrolle über Daten und Sicherheit, erleichtert den Nachweis von Substanz und Kontrolle gemäß AIFMD II, hohe Anpassbarkeit.
  • Nachteile: Deutlich höhere Anfangsinvestitionen (CAPEX), größerer eigener Verwaltungsaufwand und geringere Flexibilität.

Hybrid Cloud: Der pragmatische Mittelweg

  • Vorteile: Bietet eine ausgewogene Balance, indem kritische, substanzrelevante Funktionen in der Private Cloud verbleiben, während skalierbare Workloads die Public Cloud nutzen.
  • Nachteile: Hohe Komplexität im Management und bei der Integration, da zwei unterschiedliche Umgebungen orchestriert werden müssen.

Strategische Entscheidungsmatrix: Welche Cloud für welchen Zweck?

Die Entscheidung für oder gegen ein Cloud-Modell sollte nicht pauschal, sondern anwendungsspezifisch getroffen werden. Die folgende Matrix hilft bei der Einordnung, basierend auf zentralen Kriterien wie Datenkritikalität und Kostenstruktur. Ob es sich um eine Neuanschaffung (Greenfield) oder die Migration eines bestehenden Systems (Brownfield) handelt, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle.

KriteriumPublic CloudPrivate CloudHybrid Cloud
DatenkritikalitätNiedrig bis mittel (z.B. Analysen, Testdaten)Hoch (z.B. Kernsysteme, Kundendaten)Variabel (z.B. kritische Daten privat, unkritische öffentlich)
Regulatorik & Compliance (DORA, AIFMD II)Komplex (hoher Nachweisaufwand für Substanz & Kontrolle)Optimal (einfacher Nachweis von Kontrolle & Datensouveränität)Flexibel (ermöglicht Trennung nach Kritikalität)
KostenstrukturOPEX (Betriebskosten)CAPEX (Investitionskosten)Mix aus CAPEX und OPEX
SkalierbarkeitSehr hochLimitiertHoch (durch Burst-Fähigkeit)
Eignung für GreenfieldOptimalWeniger geeignetGut geeignet
Eignung für BrownfieldAufwändig (Refactoring oft nötig)Gut geeignet (Lift & Shift möglich)Sehr geeignet (schrittweise Migration)
Entscheidungsmatrix für Cloud-Modelle im Asset Management

Fazit: Von der Strategie zur Umsetzung – Die nächsten Schritte

Die Tage des Zögerns sind vorbei. Für Private Market Akteure ist die Cloud-Migration keine ferne Option mehr, sondern eine unumgängliche strategische Entscheidung. Die eigentliche Frage liegt nicht zwischen „Cloud ja/nein“, sondern zwischen einem passiven Abwarten, das zu wachsender technischer Schuld und Compliance-Lücken führt, und einer proaktiven, strategischen Transformation.

Hier erweisen sich Hybrid-Modelle oft als der klügste Weg. Sie ermöglichen eine schrittweise Modernisierung, bei der Kernsysteme zur Wahrung der Substanz in einer sicheren Private Cloud verbleiben, während neue, innovative Anwendungen die Vorteile der Public Cloud nutzen. Doch die Entwicklung einer Roadmap ist nur der erste Schritt. Für eine erfolgreiche Umsetzung müssen Asset Manager weiterdenken:

  • Total Cost of Ownership (TCO) analysieren: Gehen Sie über die reine CAPEX/OPEX-Betrachtung hinaus und bewerten Sie die Gesamtkosten, inklusive Integration, Migration, Schulungen und dem Management von Multi-Cloud-Umgebungen.
  • Organisatorischen Wandel gestalten: Eine Cloud-Strategie ist ein Change-Management-Prozess. Etablieren Sie neue Rollen (z.B. Cloud-Architekten, FinOps-Spezialisten) und agile Prozesse, um die Potenziale der Technologie voll auszuschöpfen.
  • Konkrete Anwendungsfälle definieren: Übersetzen Sie die strategische Roadmap in spezifische Use Cases für GPs (z.B. KI-gestütztes Deal Sourcing) und LPs (z.B. sichere digitale Datenräume), um einen messbaren Mehrwert zu schaffen.

Der Zug in die Cloud hat den Bahnhof bereits verlassen – wer jetzt nicht mit einer klaren Strategie aufspringt, riskiert, den Anschluss zu verlieren.

Quellen

  • AIFMD & AIFMD II (Richtlinie 2011/61/EU und Änderungsentwürfe)
  • Digital Operational Resilience Act (DORA)
  • ESMA Guidelines on Cloud Outsourcing
  • Datenschutz-Grundverordnung (EU-DSGVO)

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