Ist die Branchensoftware für Private Markets (PMI) zu teuer?
Auch im Vergleich zu anderen Finanzbranchen fällt die Softwarelandschaft im Bereich Private Market Investments (PMI) als besonders teuer und fragmentiert auf. Doch liegt das allein an den Anbietern – oder auch am Verhalten der Anwender? Dieser Beitrag beleuchtet die strukturellen und kulturellen Gründe für die hohen IT-Kosten im PMI-Sektor und zeigt, warum Asset Manager oft selbst Teil der Kostenformel sind.
Haftungsausschluss: Dieser Beitrag dient ausschließlich allgemeinen Informationszwecken und ersetzt keine individuelle Beratung.

Das Kostenparadox: Warum PMI-Software aus der Reihe tanzt
Der Markt für Private Market Investments wächst rasant, doch seine Systemlandschaft hinkt hinterher. Während Banken oder Liquid-Asset-Manager über standardisierte Plattformen verfügen, bestehen PMI-Umgebungen meist aus heterogenen Modulen. Die IT-Kostenquote im PMI-Sektor liegt mit 8–15 % oft deutlich über der anderer Finanzbranchen. Dies liegt an der geringen Standardisierung und dem hohen Bedarf an individuellem Customizing.
| Branche | IT-/Softwarekostenquote | Systemlandschaft | Kommentar |
|---|---|---|---|
| Banken | 6–10 % | Kernbank, Zahlungsverkehr, Risikosysteme | Stark standardisiert, hohe Volumina |
| Versicherungen | 4–8 % | Policy- & Schadenverwaltung | Langsame Modernisierung, aber Standards vorhanden |
| Liquid Asset Management | 3–6 % | IBOR/ABOR, OMS/PMS | Starke Automatisierung, Marktkonsolidierung |
| Private Markets | 8–15 % | Commitment, NAV, Reporting | Geringe Standardisierung, hoher Customizingbedarf |
Die wahren Kostentreiber: Jenseits der Lizenzgebühr
Die Kosten einer typischen PMI-Implementierung werden nicht primär von den Lizenzpreisen bestimmt. Die größten Blöcke sind oft die Projektlaufzeiten, die Integration in bestehende Systeme und die Anpassung an individuelle Wünsche.
| Kostenkomponente | Beschreibung | Typischer Anteil |
|---|---|---|
| Lizenzkosten | Basistarif oder gestaffelt nach AUM/Fondsanzahl | 10–30 % |
| Implementierung | Workshops, Datenanalyse, Systemkonfiguration | 25–40 % |
| Integration & Migration | Anbindung von Altsystemen, Datenübernahme | 10–20 % |
| Customizing | Fonds- oder investorenspezifische Anpassungen | 10–15 % |
| Betrieb & Wartung | Hosting, Updates, Support | 15–25 % |
Das Kernproblem: Wie Asset Manager ihre eigenen Kosten in die Höhe treiben
Viele Kosten sind nicht technischer, sondern organisatorischer und kultureller Natur. Die hohen Gesamtkosten spiegeln oft weniger die Preispolitik der Anbieter als die Komplexität und Intransparenz der Kundenorganisationen wider. Typische Verhaltensmuster sind:
- Einzelfall-Orientierung: Die Kultur, dass jeder Fonds oder jeder Investor „einzigartig“ ist und eine Sonderlösung benötigt, verhindert jede Form der Standardisierung.
- Unterschätzung des Datenmanagements: Der Fokus liegt traditionell auf dem Deal-Making, nicht auf der Etablierung einer sauberen Datenqualität und Governance.
- Fehlende Prozessverantwortung: Anstatt Prozesse strukturell zu verbessern, werden für jedes neue Projekt individuelle Workarounds geschaffen.
Der teuerste Softwarefehler im PMI ist die Annahme, man könne Standardsoftware ohne Standardprozesse betreiben.
Kostenanalyse nach Organisationstyp: Ein differenzierter Blick
| Organisation | Charakteristik | Implementierungskosten (Richtwert) | Typische Fehlerquelle |
|---|---|---|---|
| Family Office | Kleine Teams, Excel-getrieben | 100–300 T€ | Unterauslastung der Software |
| Boutique Asset Manager | 3–5 Fonds, moderate Komplexität | 300–600 T€ | Fehlende Schnittstellenstrategie |
| Mid-Cap Manager | 10+ Fonds, institutionelle Anleger | 500 T–1,2 Mio € | Unzureichendes Change-Management |
| Large GP (>50 Fonds) | Globales Setup, komplexe Strukturen | > 2 Mio € | Systemfragmentierung trotz hoher Kosten |
Ein Framework für smartere Entscheidungen
Eine Investition in Software sollte erst dann erfolgen, wenn die internen Prozesse und die Daten-Governance geklärt sind. Andernfalls „vererbt“ man Prozessprobleme einfach digital weiter. Eine fundierte Wirtschaftlichkeitsbewertung sollte daher nicht nur die reinen Kosten, sondern auch die organisatorische Reife berücksichtigen.
Lösungsansätze zur Kostenreduktion
- Standardisierung vor Toolauswahl: Definieren Sie eine gemeinsame Taxonomie und Standardprozesse, bevor Sie eine Software auswählen.
- Modularisierung: Implementieren Sie nur jene Funktionsbereiche, die wirklich genutzt werden, anstatt teure „All-in-One“-Suiten zu kaufen.
- Business-Driven Configuration: Geben Sie den Fachbereichen die Möglichkeit, Regeln und Workflows selbst zu konfigurieren, anstatt teure Entwickler-Ressourcen zu binden.
Fazit: Sind PMI-Manager selbst Teil des Problems?
Ja, zumindest teilweise. Private Market Manager sind oft hochindividuelle Einheiten, die selten IT-Standardisierung zulassen. Dadurch entsteht ein Markt, der kaum Skaleneffekte erlaubt – und damit teure Software hervorbringt. Wer die IT-Kosten im PMI-Sektor senken will, muss daher zuerst die eigenen Prozesse vereinheitlichen, bevor die Software ausgetauscht wird.
Quellen
- McKinsey & Company (2024): Alternative Asset Management Benchmarking Report
- Gartner (2024): Financial Software Cost Index

