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Solvency II für Fondsmanager (Teil 3/4): Organisatorische, vertragliche und technische Umsetzung

Die in Teil 2 beschriebenen Anforderungen an Daten und Reporting-Prozesse für Solvency II erfordern entsprechende Anpassungen in der Organisation, den vertraglichen Vereinbarungen und der technischen Infrastruktur von Fondsmanagern (AIFMs). Dieser dritte Teil beleuchtet diese Umsetzungsaspekte, von LPA-Klauseln über Governance-Strukturen bis hin zu IT-Architekturüberlegungen.

Disclaimer:

Dieser Artikel dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Rechts-, Steuer- oder Finanzberatung dar. Die Informationen sollten vor Entscheidungen individuell geprüft werden.
Füllbild Solvency II Organisation und Technik

1. Vertragliche Anpassungen: LPA und Side Letters

Die Grundlage der Beziehung zwischen AIFM und Investoren, das Limited Partnership Agreement (LPA), muss oft angepasst werden, um Solvency-II-Anforderungen Rechnung zu tragen. Alternativ können spezifische Regelungen in Side Letters getroffen werden.

VertragsbestandteilNotwendigkeit der AnpassungEmpfohlene Anpassung / Regelungsinhalt
Informations- / ReportingklauselnZusätzliche, granulare Datenlieferungen nötig.Aufnahme spezifischer Pflichten zur Lieferung von Solvency-II-Daten (Format, Inhalt, Frequenz).
Governance- / EinsichtsrechteVersicherer benötigen Einblicke für Due Diligence/Risikomanagement.Klärung der Informationsrechte zur Unterstützung der Solvency-II-Compliance des Investors.
HaftungsregelungenVerantwortung für Datenqualität/-fristigkeit.Klarstellung der Haftung bezüglich Solvency-II-Datenlieferungen.
FristenEngere Lieferfristen für Solvency-II-Daten.Ergänzung um verbindliche Liefertermine für Solvency-II-Datenpakete.
VertraulichkeitKonflikt mit Offenlegungspflichten des Versicherers.Definition von Ausnahmen für regulatorisches Reporting an Aufsichtsbehörden.
GleichbehandlungSpannungsfeld mit spezifischen Informationsbedürfnissen von Versicherern.Regelung, unter welchen Umständen und zu welchen Kosten (siehe unten) spezifische Daten nur an bestimmte Investorengruppen geliefert werden.
KostentragungZusatzaufwand für spezifisches Reporting.Regelung, ob der Versicherer den Zusatzaufwand (anteilig) trägt oder dies über separate Anteilsklassen abgebildet wird.

2. Organisatorische Anpassungen: Governance und Prozesse

Die Erfüllung der Solvency-II-Anforderungen erfordert angepasste interne Strukturen und Abläufe:

  • Anteilsklassen: Die Einrichtung spezifischer Anteilsklassen für Versicherungsinvestoren kann helfen, unterschiedliche Reporting-Anforderungen und Kostenstrukturen klar abzubilden.
  • Governance-Integration: Solvency-II-relevante Themen sollten in bestehende Governance-Gremien (z.B. Risikokomitee) und die Investor-Kommunikation integriert werden. Eine interne Zuständigkeit ist zu definieren.
  • Service-Level-Agreements (SLAs): SLAs mit internen Teams und externen Dienstleistern (Administratoren) müssen die spezifischen Anforderungen an Fristen und Qualität für Solvency-II-Daten widerspiegeln.
  • Rollen und Verantwortlichkeiten: Klare Zuweisung von „Data Ownership“ und Prozessverantwortung für die Solvency-II-Datenlieferkette.
  • Change Management: Ein strukturierter Prozess zur Steuerung von Änderungen an Datenmodellen, Prozessen oder Reporting-Formaten ist unerlässlich.

3. Technische Umsetzung: Architektur und Systeme

Die IT-Infrastruktur muss die effiziente und zuverlässige Bereitstellung der Solvency-II-Daten unterstützen:

  • Regulatorischer IT-Rahmen: Die Systeme und Prozesse sollten grundlegende Anforderungen an Datenmanagement, IT-Sicherheit und Nachvollziehbarkeit erfüllen (orientiert an Standards wie BCBS 239 oder nationalen IT-Aufsichtsanforderungen wie MaRisk AT 7).
  • Architekturwahl (Modular vs. Monolithisch): Ein modularer Ansatz mit klar definierten Schnittstellen (APIs) ist oft flexibler und wartbarer als monolithische Kernsysteme. Dies erleichtert die Anbindung spezialisierter Reporting-Tools oder Datenplattformen.
  • Datenplattformen: Zentrale Data Warehouses oder Datenplattformen können helfen, Daten aus verschiedenen Quellen (IBOR, ABOR etc.) zu aggregieren, zu validieren und für das Reporting bereitzustellen.
  • Automatisierung: Einsatz von Tools zur Automatisierung von Datenextraktion, Validierung, Mapping und Formatkonvertierung, um manuelle Fehler zu reduzieren und Effizienz zu steigern.
  • Technologische Unterstützung: Nutzung spezialisierter RegTech-Lösungen, Module in Kernsystemen oder Services von Fondsadministratoren zur Unterstützung des Prozesses.

Die technische Implementierung erfordert eine sorgfältige Planung, die Auswahl geeigneter Technologien und eine enge Abstimmung zwischen Fachbereichen (Operations, Reporting, Compliance) und IT.

Im letzten Teil dieser Serie werden die strategischen Implikationen für Asset Manager, die Risiken und Chancen sowie der Umgang mit Fonds außerhalb des EWR betrachtet.