Transfers und Secondary Sales aus Sicht des LP: Historische Positionen, Bewertungsfragen und Systemabbildung
In Private Market Investments, die sich durch lange Bindungsfristen und eingeschränkte Liquidität auszeichnen, ist die Fähigkeit für Limited Partners (LPs), ihre Portfolios zu steuern und Liquidität außerhalb traditioneller Fonds-Exits zu erhalten, von entscheidender Bedeutung. Transfers und Secondary Sales haben sich zu unverzichtbaren Instrumenten für institutionelle Investoren entwickelt, die Portfolioallokationen anpassen, Liquiditätsbedarfe decken oder Vintage-Exposure optimieren möchten. Für viele LPs ist der Sekundärmarkt mittlerweile ein Standardbestandteil des Private-Equity-Portfoliomanagements, der etablierte Prozesse für Bewertung, Transaktionsabwicklung und Systemintegration erfordert.
Disclaimer:
Dieser Artikel dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Rechts-, Steuer- oder Finanzberatung dar. Die Informationen sollten vor Entscheidungen individuell geprüft werden.

1. Formen des Übertrags: Sekundärmarktverkauf vs. interner Transfer
Wenn ein LP sein Engagement in einem Private Market Fonds beenden oder umstrukturieren möchte, gibt es im Wesentlichen zwei Formen des Übertrags:
Sekundärmarktverkauf (LP-led Secondary):
Hier verkauft ein LP-Anteilseigner seine Beteiligung an einen Dritten (einen anderen Investor). Der Käufer erwirbt das bestehende Fondsengagement (sowohl das bereits abgerufene Kapital als auch das verbleibende unfunded Commitment) zu einem vereinbarten Preis und tritt nach Zustimmung des General Partners (GP) an die Stelle des ursprünglichen LPs. In der Praxis bedarf dies fast immer der Zustimmung des General Partners gemäß den Fondsverträgen.
Merkmale:
- Käufer: Externer, GP-fremder Investor (oft spezialisierte Secondary-Fonds).
- Preis: Wird individuell verhandelt, meist als Prozentsatz des aktuellen NAV des veräusserten Anteils (typischerweise mit einem Abschlag, z.B. 80–90 % des NAV). Der Verkäufer erhält sofort Liquidität.
- Prozess: Erfordert formelle Dokumente (Kaufvertrag, Abtretungsvereinbarung), Due Diligence durch den Käufer und die obligatorische Zustimmung des GPs sowie ggf. anderer LPs (gemäss LPA). Käufer müssen sich als sophisticated Investor qualifizieren und durchlaufen üblicherweise KYC/AML-Prüfungen.
- Wirkung: Realisierung von Gewinn oder Verlust für den Verkäufer, Erwerb eines etablierten Fondsengagements für den Käufer.
Interner Transfer:
Darunter versteht man die Übertragung eines Fondsengagements innerhalb einer Unternehmensgruppe oder eines Konzerns (z.B. zwischen verbundenen Investmentvehikeln, Mandaten oder Tochtergesellschaften). Formal bleibt derselbe wirtschaftliche Eigentümer beteiligt, es findet aber eine Umbuchung auf ein neues Rechtsträger-Fahrzeug statt.
Merkmale:
- Käufer: Verbundenes Unternehmen innerhalb desselben Konzerns.
- Preis: Oft kein externer Preis gezahlt; der Fondsbuchhalter behandelt den Transfer als interne Umbuchung (typischerweise zum Buchwert oder aktuellen NAV).
- Prozess: Auch hierfür ist üblicherweise GP-Zustimmung nötig. Erfordert vergleichbare Dokumente wie beim externen Verkauf (Abtretungsurkunde, GP-Zulassungen), ist aber operativ oft weniger komplex (keine externe Due Diligence oder Preisverhandlung im klassischen Sinne).
- Wirkung: Neustrukturierung interner Portfolios oder Liquiditätsmanagement innerhalb des Konzerns, oft mit potenziell anderer steuerlicher Behandlung (z.B. steuerneutral).
In beiden Varianten – extern (Secondary Sale) vs. intern – bleibt der formale Prozess ähnlich: Prüfung der Fondsbedingungen auf Transferbarrieren (z.B. Vorkaufsrechte, PTP-Vorschriften), Einholung der Zustimmung des GPs und ggf. der anderen LPs, und eine gründliche Dokumentation aller Schritte.
2. Historische Positionen: Performance- und NAV-Handling
Einer der komplexesten Aspekte bei einem LP-Transfer ist die Handhabung historischer Performancegrössen und des NAV. Im Regelfall „beginnt die Uhr“ für den Käufer ab Kaufdatum neu.
- Historische Performance beim Verkäufer: Historische IRR-, DPI- oder RVPI-Werte, die der verkaufende LP bis zum Transaktionsdatum aufgebaut hat, verbleiben in dessen Unterlagen und sind dort „eingefroren“. Alle bis zum Verkauf erhaltenen Distributionen sind bereits an den Verkäufer geflossen und bleiben sein Verdienst. Die veräußerte historische Rendite wird durch den Verkaufserlös realisiert.
- Performance-Start beim Käufer: Der Käufer startet seine Performancemessung mit dem eingesetzten Kaufpreis als Basis (Anschaffungskosten). Für die Berechnung seiner zukünftigen Performance (IRR, DPI, TVPI) berücksichtigt er nur Cashflows (Capital Calls und Distributions) ab dem Kaufdatum. Alle bisher am Fonds erzielten Rückflüsse sind für ihn bereits im gezahlten Kaufpreis reflektiert.
Konkret bedeutet dies: Herkömmliche Performancekennzahlen werden in der Regel nicht proportional übertragen – jede Seite rechnet für sich ab dem jeweiligen Beteiligungszeitpunkt. Diese Aufteilung erfolgt automatisch in der Fondsbuchhaltung. Der Verkäufer verbucht den Verkaufserlös und realisiert sein eingebrachtes Kapital zusammen mit den schon erhaltenen Ausschüttungen; der Käufer erfasst das neue Engagement zum Kaufpreis und kalkuliert daraus zukünftig IRR und weiteren NAV.
Beispiel (vereinfacht): Ein Käufer erwirbt für 9,9 Mio. USD einen Fondsanteil mit einem aktuellen NAV von 13 Mio. USD (dies entspricht einem Abschlag von ca. 24 % auf den NAV). Der Verkäufer erhält sofort 9,9 Mio. USD Liquidität. Wenn der Verkäufer bis zu diesem Zeitpunkt bereits 3,1 Mio. USD an Ausschüttungen erhalten hat, behält er diese. Seine gesamte historische Rendite (basierend auf seinen ursprünglichen Calls und den erhaltenen 3,1 Mio. USD plus dem Verkaufserlös von 9,9 Mio. USD) ist damit abgeschlossen. Der Käufer hat 9,9 Mio. USD investiert und erhält zukünftig alle weiteren Ausschüttungen und den Rest-NAV. Seine Performanceberechnung beginnt mit der Basis 9,9 Mio. USD ab dem Kaufdatum.
3. Operative Umsetzung inkl. Systemintegration
Operativ erfordert ein LP-Transfer eine sorgfältige Abwicklung und präzise Umbuchungen in den Portfolio- und Buchhaltungssystemen des Fondsadministrators und des LPs. Typische Arbeitsschritte umfassen:
- Zustimmung einholen: Einholung der notwendigen Zustimmungen des GPs und ggf. anderer LPs gemäss LPA.
- Due Diligence: Der Käufer führt seine Due Diligence durch (rechtlich, steuerlich, Compliance) bezüglich des Fonds und des Verkäufers.
- Vertragliche Abwicklung: Ausgestaltung und Unterzeichnung des Kaufvertrags und der Abtretungsvereinbarung.
- Systemische Erfassung im IBOR: Im Investment Book of Record (IBOR) – typischerweise im Front-/Investment-System des Fondsadministrators – wird das Transaktionsereignis erfasst. Die Position des verkaufenden LP wird reduziert (typischerweise in Prozent des ursprünglichen Commitments), und gleichzeitig wird ein neuer Eintrag für den Käufer angelegt. Commitment-Beträge (Paid-in und unfunded) werden anteilig vom Verkäufer auf den Käufer übertragen. Moderne IBOR-Systeme unterstützen dies durch spezifische Transaktionstypen für LP-Transfers und automatisches Splitting von Commitments, Calls und Rest-NAV.
- Buchhalterische Abwicklung im ABOR: Das Accounting Book of Record (ABOR) führt diese Transaktionen weiter ins Rechnungswesen über.
- Beim Verkäufer wird die Beteiligung buchhalterisch als Veräußerung erfasst: Die Beteiligung wird in Höhe des übertragenen NAV ausgebucht, der Zahlungseingang (Kaufpreis) und ggf. ein realisierter Gewinn/Verlust (Differenz Kaufpreis vs. Buchwert) werden verbucht.
- Beim Käufer wird das neue Fondsengagement zu den Anschaffungskosten (Kaufpreis plus ggf. Transaktionskosten) aktiviert.
- Datenmanagement und Konsistenz: Präzise Aufteilung von historischen Cashflow-IDs (Commitment-IDs, Calls, Distributions) im System, um sowohl dem alten als auch dem neuen LP die korrekte Historie zuzuordnen. Konsistenz mit möglichen gleichzeitigen Kapitalabrufen muss sichergestellt werden.
In IBOR/ABOR-Systemen verbleiben fortan zwei separate P&L-Kalkulationen – eine beim Verkäufer bis zur Transaktion, eine beim Käufer ab der Transaktion – die im Reporting sauber getrennt werden müssen. Moderne Fund-Accounting-Systeme helfen, den Prozess zu standardisieren und Fehler zu minimieren.
4. Regulatorische und bilanzielle Anforderungen
Transfers und Secondary Sales unterliegen verschiedenen regulatorischen und bilanziellen Anforderungen:
Bilanz- und Steuersicht (Verkäufer & Käufer):
- Grundsätzlich wird der Verkauf eines Fondsanteils beim Verkäufer als Veräußerung einer Finanzbeteiligung bilanziert. Nach IFRS/HGB realisiert der Verkäufer Gewinn oder Verlust (Differenz Kaufpreis vs. Buchwert) in der Gewinn- und Verlustrechnung.
- Der Käufer erfasst seine neue Beteiligung zum Kaufpreis (Anschaffungskosten) und übernimmt zukünftige Calls.
- In Deutschland ist ggf. das Teileinkünfteverfahren zu beachten, wenn der LP Anteilseigner mehr als 10 % hält.
Spezifische Steuerregeln (Beispiele):
- Bei ausländischen Fondsinvestments können zusätzliche Regeln gelten: z.B. in den USA seit 2023 die neue Quellensteuerpflicht (§ 1446(f) IRC). Danach muss der Käufer 10 % des gesamten Kaufpreises zurückbehalten und an die US-Steuerbehörde abführen, wenn der Verkäufer eine ausländische Person ist. Versäumt der Käufer die Abführung, wird stattdessen an der Quelle (zukünftige Ausschüttungen des Fonds) nachbelastet.
- Auch andere Vorschriften (z.B. PTP-Safe-Harbor-Regelungen für US-Partnerships) sind zu prüfen: Überschreiten in einer Fondsfolge nicht mehr als 2 % der Anteile den Besitzer (lack-of-trading safe harbor), gilt der Fonds nicht als quasi-Öffentlichkeit. Liegt der Gesamtinvestorenkreis unter 100, wird meist auch der private-placement Safe Harbor erfüllt. Diese Feinheiten finden sich in Fonds-IPP bzw. LP-Vereinbarungen und müssen beachtet werden.
Regulatorik, Audit und Dokumentation:
- Das Management eines PE-Fonds-Vehikels verlangt in aller Regel Transparenz über große Anteilsänderungen. Bei AIFMs etwa sind wesentliche Portfolioveränderungen in Investorenberichten offenzulegen.
- Die Administratoren und Treuhänder müssen jeden Transfer genau dokumentieren: Genehmigungsprotokolle, Kaufverträge, Bewertungsgrundlagen und Steuerkorrespondenzen sind zu archivieren. Ein lückenloser Audit-Trail muss zeigen, wer welche Unterschrift geleistet hat und wie der Preis ermittelt wurde.
- Für Aufsichtsbehörden (z.B. BaFin, ESMA) und Prüfer ist vor allem die korrekte Darstellung im Jahresabschluss entscheidend: ABOR-Reports dienen als Beleg für die Fonds-NAV-Berechnung.
- Auf Anlegerseite könnte eine signifikante Änderung im LP-Kreis Erläuterungsbedarf erzeugen, etwa wenn ein Großinvestor ausscheidet. Daher erfordern solche Transaktionen konsistente Offenlegung in Investor-Roundups und Richtlinien gemäß AIFMD/PRIIPs.
Zusammengefasst muss also jede Transfer-Operation „chain-of-custody“ und Compliance nachweisen – von der Due-Diligence bis zur endgültigen Buchung.
5. Fallbeispiel: Teilverkauf eines Private Equity-Fondsanteils nach 6 Jahren
Um die oben genannten Abläufe zu verdeutlichen, betrachten wir ein typisches Beispiel für einen LP-led Secondary Sale. Ein institutioneller LP hat vor sechs Jahren 10 % eines PE-Fonds gezeichnet (Commitment 10 Mio. EUR). Bisher wurden etwa 80 % des Commitments abgerufen (8 Mio. EUR Paid-in), und der Fonds-NAV (total) beläuft sich auf 158 Mio. EUR. Nach diesem Zeitraum entscheidet der LP, 60 % seines Engagements zu verkaufen – vielleicht um Liquidität für neue Strategien zu erhalten. Das veräußerte Engagement entspricht einem Anteil von 60 % an den ursprünglichen 10 % des LPs, also 6 % am gesamten Fonds.
Annahme: Man findet einen Käufer und vereinbart einen Verkauf von 60 % des 10%-Anteils am Fonds abzüglich 10% Diskount. Der aktuelle Fonds-NAV (total) beträgt 158 Mio. EUR. Davon 6% (60% von 10%) sind = 9,48 Mio. EUR. Der Käufer zahlt dafür 10% weniger, also ≈ 8,53 Mio. EUR.
Zeitlicher Ablauf (vereinfacht):
- T0 (Jahr 0): LP-Zeichnung 10 % des Fonds (Commitment 10 Mio. EUR).
- T1–T5 (Jahr 1-5): Kapitalabrufe von insgesamt 8 Mio. EUR (80% des Commitments des LP). Fonds kauft Unternehmen. Bis T5 erzielt der Fonds eine Performance; 3,1 Mio. EUR werden bereits an den LP ausgeschüttet.
- T6 (Jahr 6, Teilverkauf): LP verkauft 6 % Anteil am Fonds. Der NAV dieses Anteils beträgt 9,48 Mio. EUR. Der LP verkauft diesen Anteil für 8,53 Mio. EUR.
Buchhalterisch wird der Verkauf zum Stichtag registriert. Der verkaufende LP realisiert einen Gewinn/Verlust (Differenz Verkaufspreis vs. Buchwert seines 6%-Anteils), behält bereits erhaltene Rückflüsse (3,1 Mio. EUR) und gibt künftige Erträge ab. Der Käufer bucht einen Zugang des neuen Fondsanteils zum Kaufpreis (8,53 Mio. EUR) und erhält ggf. sofort Liquidität vom Verkäufer (falls Teil der Vereinbarung), die aus früheren Fonds-Ausschüttungen des Verkäufers stammt. Zukünftig zahlt der Käufer alle weiteren Calls für den erworbenen 6%-Anteil und bezieht künftige Auszahlungen.
Performancefolgen: Für den verkaufenden LP sind IRR und DPI im Fonds bis T6 (Verkaufsdatum) abgeschlossen. Seine historische Rendite (basierend auf 8 Mio. Paid-in und 3,1 Mio. Distributions plus dem Verkaufserlös von 8,53 Mio.) bleibt unverändert – der Verkaufspreis reflektiert seine bisherigen Erträge. Der neue LP hat folglich keine „historische Performance“ (IRR = 0 zum Einstieg). Seine Kennzahlen beginnen ab T6: Er hat 8,53 Mio. EUR investiert und wird zukünftig alle weiteren Cashflows des 6%-Anteils erhalten. Alle künftigen Mehreinnahmen (sowohl als Cash-Ausschüttungen als auch Rest-NAV bei Liquidation) gehen auf seinen Zeitraum.
In der Reporting-Praxis bedeutet dies: Der ursprüngliche LP hatte vor dem Verkauf z.B. ein DPI von 3,1 Mio / 8 Mio = 0,3875x; danach ist dieser “eingefroren”. Der Käufer startet mit DPI = 0 und wird aus künftigen Ausschüttungen langsam Werte erwirtschaften. Die Auswirkungen auf den IRR hängen vom Zeitpunkt der Cashflows ab.
Systemtechnische Abbildung: In der IBOR wird eine Transaktion „LP Transfer“ erfasst. Die Position des Verkäufer-LP schrumpft auf 4 % des ursprünglichen Commitments am Fonds (40% von 10 Mio = 4 Mio verbleibendes Commitment), die des Käufer-LP steigt von 0 auf 6 % des gesamten Fonds (6 Mio Commitment). In der ABOR wird der Verkauf detailliert verbucht. Beim Verkäufer erfolgt eine Buchung der Veräußerung (Zugang 8,53 Mio Cash, Abgang des Buchwerts des 6%-Anteils, Realisierung von Erträgen/Verlusten); beim Käufer wird die neue Beteiligung aktiviert (Anschaffungskosten 8,53 Mio, Übernahme des verbleibenden unfunded Commitments für den 6%-Anteil). Nach dem Rollout laufen die Buchungen normal weiter: Jeder kommende Kapitalabruf mindert das Commitment des neuen LP um den relevanten Anteil, und jede Ausschüttung erhöht dessen Liquidität.
6. Herausforderungen und Best Practices
LP-Transfers und Secondary Sales bergen verschiedene Herausforderungen, die sorgfältiges Management erfordern:
Komplexität bei mehrstufigen Closings:
Fonds mit mehreren Closings (Subsequent Closings) erschweren die Transferbilanzierung erheblich. Die ursprünglichen Equalization-Calls und Zinszahlungen zwischen alten und neuen Investoren müssen bei einem Anteilsverkauf berücksichtigt werden. Der Administrator muss sicherstellen, dass die passende „Closing-Anteil“-Historie und die damit verbundenen Paid-in/Unfunded-Beträge korrekt auf den Käufer übertragen werden. Andernfalls könnte ein neuer LP zu Unrecht zusätzliche Kosten oder zu wenig Kapitalzugang übernehmen.
Best Practice ist hier ein detaillierter Vergleich aller geleisteten Beiträge und Ausschüttungen auf Seiten des Verkäufers, so dass eine korrekte Pro-rata-Aufteilung beim Käufer stattfindet. Fondsdokumente (LPA/PPM) geben meist vor, dass neue LPs (auch bei Übernahme bestehender Investoren) ihre künftigen Beiträge wie zu Fund-Beginn leisten.
Preisfindung und Verhandlungen:
Die Preisbildung im Sekundärmarkt ist eine Herausforderung für LPs. Der Kaufpreis basiert meist auf dem Fonds-NAV zu Kaufzeitpunkt, oft mit einem Abschlag, der das Liquiditätsrisiko und die Bewertungsschwankungen der Portfolio-Unternehmen reflektiert. LP-Verkäufer versuchen, einen möglichst kleinen Abschlag zu erzielen, während Käufer mit Discount kalkulieren, weil sie unbekannte Risiken und zukünftige Calls übernehmen.
Es empfiehlt sich ein externer Gutachter oder Konsensverfahren, um die Fairness zu sichern. In jedem Fall sollten Verkäufer ihren ungefähren erzielbaren Preis im Voraus kennen (z.B. über Pre-Marketing) und Käufer sorgfältig Due Diligence beim Fondsmanager betreiben.
Interne Kontrollsysteme (ICS):
Da Transfers erhebliche organisatorische und finanzielle Konsequenzen haben, müssen sie über ein robustes internes Kontrollsystem abgewickelt werden. LPs sollten klar festlegen, wer Transaktionen freigibt, wie Bewertungsannahmen geprüft werden und wie Fehler vermieden werden (z.B. durch Vier-Augen-Prinzip). Ein Teil des ICS ist die Nutzung spezialisierter Software: integrierte Transfer-Module in Fund-Accounting-Systemen können manuelle Fehler minimieren.
Dokumentation und Governance:
Im Sinne guter Corporate Governance sollten alle materiellen Entscheidungen hinsichtlich Sekundärverkauf dokumentiert werden – Investmentkomitee-Entscheidungen, Mandatstransfer-Checklisten, Beteiligungsgenehmigungen und Rechtsgutachten. Prüfer und Aufsichtsbehörden verlangen Nachweise über alle Compliance-Schritte (z.B. WpHG-konforme Entscheidungsprotokolle, Due-Diligence-Berichte beim Käufer). LPs folgen hier teilweise ILPA-Standards: Bei komplexen GP-geleiteten Deals wird etwa empfohlen, Data Rooms mit gleichen Informationen für alle LPs zu schaffen und Gebote offen zu legen.
Veränderungen für den Erwerber:
Für den Käufer bedeutet der Transfer ebenfalls Anpassungen. Im Reporting muss er den neuen Fondsanteil in seine Risikoberichte und Performance-Daten aufnehmen. Zwar beginnt seine IRR-Rechnung mit dem Kaufdatum, jedoch muss er den übertragenen Beitrag (Kaufpreis) und ggf. die sofort erhaltene Ausschüttung korrekt berücksichtigen. Bei steuerlichen Aspekten sollte er z.B. Quellsteuerpflichten prüfen. Die zukünftigen Verpflichtungen (Capital Calls) werden ab sofort Teil seiner Liquiditätsplanung. In den Abrechnungs- und Buchhaltungssystemen wird der Käufer als neuer LP in der Kapitalseite geführt und übernimmt damit alle Rechte wie Stimmrecht, Ergebnisbeteiligung und Informationsansprüche gem. LPA. Aus Investorensicht ändert sich das Reporting-Mandat: Der Erwerber muss seine Beteiligung nun jährlich (oder gemäss AIFMD-Reporting) mit dem richtigen NAV ausweisen und etwaigen Rückforderungen korrekt abgrenzen.
7. Fazit: Bedeutung für das strategische Portfoliomanagement
Transfers und Secondary Sales sind heute kein Randthema mehr, sondern ein etabliertes Instrument für LPs. Institutionelle Investoren nutzen sie, um den Private-Equity-Anteil proaktiv zu steuern – sei es zum Teilveräußern von übergewichteten Positionen, zum Sichern hoher Bewertungen oder zum kurzfristigen Liquiditätsmanagement. Technisch erfordern solche Transaktionen sorgfältige Systemintegration (in IBOR/ABOR), robuste Governance und präzise Buchungen. Die gezeigten Prozesse – von der Preisfindung bis zur tatsächlichen Umbuchung – müssen streng dokumentiert sein, um aufsichtsrechtlichen und revisionssicheren Anforderungen zu genügen. Staatliche Vorgaben, etwa US-Quellensteuerregelungen oder heimische Bilanzierungsnormen, ergänzen die Komplexität.
LPs sollten daher Transfers von vorneherein in ihre Risikomanagement- und Reporting-Systeme einbauen und Best-Practice-Standards befolgen (z.B. Data Rooms, standardisierte Kaufverträge, Einsatz spezialisierter Software). In Summe zeigen die aktuellen Marktentwicklungen: Sekundärtransaktionen sind längst Teil eines professionellen Private-Equity-Managements. Für einen LP bedeutet dies, dass er Transfers nicht als Ausnahme, sondern als Instrument der strategischen Asset-Allocation behandeln muss. Nur so lassen sich Chancen auf dem Sekundärmarkt optimal nutzen, Risiken kontrolliert bleiben und Investorenanforderungen erfüllt werden.
Die folgende Tabelle fasst die wesentlichen Auswirkungen eines LP-Transfers auf die Positionen des ursprünglichen LPs (Verkäufer) und des Erwerbers (Käufer) zusammen:
Kategorie | Original-LP (Verkäufer) | Erwerber (Buyer) |
---|---|---|
Kapitalabrufe | Keine weiteren Calls (Engagement veräußert) | Übernimmt alle künftigen Kapitalabrufe aus dem Fonds |
Ausschüttungen | Hat alle bisherigen Auszahlungen bereits erhalten (keine neuen Distributions auf veräußerten Anteil) | Bezieht alle künftigen Ausschüttungen nach Kauf |
Historische Performance | Bisher erreichte IRR/DPI verbleiben beim Verkäufer (Performance „eingefroren“) | Beginnt IRR/DPI-Berechnung ab Kaufdatum (Basis ist Kaufpreis) |
Pflichten | Keine weiteren Investitions- oder Verweigerungsrechte; alle Lasten des verkauften Anteils übergeben | Leistet künftige Management Fees und andere Fondsgebühren anteilig |
Rechte | Verliert mit Anteilsverkauf Stimm- und Bezugsrechte im Fonds (nur noch Restanteil verbleibend) | Erhält volle LP-Rechte (Votum, Berichtserhalt etc.) für übernommenen Anteil |
Reporting | Legt in Folge des Verkaufs keine neuen Fondsberichte mehr vor für veräußerten Anteil; behält Historie für eigene Zwecke | Muss Fondsengagement in Rechnungswesen und Performance-Reporting integrieren |
7.1 Recherchequellen & Literatur
- Fachartikel und Whitepaper zu Secondary Transactions und LP Transfers (z.B. von Anwaltskanzleien, Fund Administratoren)
- ILPA Principles (Investor Reporting)
- Relevante Bilanzierungsstandards (IFRS, HGB)
- Steuerliche Vorschriften (z.B. US Internal Revenue Code § 1446(f))
- Regulatorische Vorgaben (z.B. AIFMD)
Hinweis: Alle Prozesse sind beispielhaft. Konkrete Abläufe variieren je nach Fondsstrategie und interner Organisation.